Zweiter Tiroler Forstgipfel bringt Aufforstungsoffensive für den Wald der Zukunft

Am 29. November 2023 fand der zweite Tiroler Forstgipfel statt, bei dem sich Politik, Fachleute, Interessenvertreter sowie Vertreter der hauptbetroffenen Bezirke und Gemeinden austauschten.

Ausgangslage

Im Juli dieses Jahres haben schwere Stürme in weiten Teilen Tirols selbst wettererprobte Bäume wie Zahnstocher geknickt und schwere Schäden in den Wäldern hinterlassen. Auf einer Fläche von 2.000 Hektar entstanden 600.000 Kubikmeter Schadholz. In einer beispiellosen Kraftanstrengung ist es gelungen, in den vergangenen vier Monaten bereits zwei Drittel des Schadholzes aufzuarbeiten. Weitere 200.000 Kubikmeter Holz sollen bis Ende Mai 2024 aus dem Wald gebracht werden.

Jetzt richten alle Akteure den Blick in die Zukunft. Das Hauptaugenmerk gilt der Wiederbewaldung der Schadflächen mit klimafitten Baumarten und der Wiederherstellung der Schutzfunktion der Tiroler Wälder. Gestartet wird mit einer Aufforstungsoffensive. Dafür stellen die Finanzierungspartner die entsprechenden finanziellen Mittel bereit. 36 Millionen Euro werden in den kommenden zwei Jahren in die Wiederbewaldung, die Schutzwaldsanierung und die weitere Schadholzaufarbeitung fließen, erwähnte Landeshauptmann Anton Mattle im Rahmen des Waldgipfel.

Waldfonds ermöglicht rasche Aufforstung

Einen wesentlichen Anteil der erhöhten Mittel für den Tiroler Wald macht der Waldfonds aus. Schadereignisse wie hier in Tirol zeigen ganz deutlich, wie wichtig der Waldfonds ist, um die enormen Herausforderungen zu meistern. Allein für Tirol stehen derzeit insgesamt rund 25 Millionen Euro für Maßnahmen zur Verfügung. Durch die kürzlich beschlossene Aufstockung des Waldfonds sind zusätzlich rund zwölf Millionen Euro für Tirol vorgesehen. Entscheidend ist der Erhalt der Schutzfunktion des Waldes, dafür wird das BML laut Forstminister Norbert Totschnig mit dem Aktionsprogramm ‚Klima, Sicherheit, Lebensraum‘ zusätzliche Mittel für Österreich geschaffen.

Der Wald hat mit dem Bund einen Verbündeten. Durch die Aufstockung des Waldfonds können wir die Aufforstung rasch in Angriff nehmen und auf den jetzigen Kahlflächen widerstandsfähige, klimafitte Wälder der Zukunft pflanzen. Nur eine rasche Wiederbewaldung gewährleistet einen wirksamen Schutzwald, sieht Tirols Forstreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler im Waldfonds eine unverzichtbare Unterstützung.

Wiederbewaldung mit bis zu sechs Millionen Bäumen

Und die Zeit drängt: Die verbleibenden Wurzelstöcke auf den geschädigten Waldflächen bieten etwa fünf Jahre einen gewissen Schutz vor Naturgefahren. Dann verrotten sie zunehmend, und Steinschlag, Lawinen und Muren haben freie Bahn. Bis zu sechs Millionen Bäume sind allein in den kommenden zwei Jahren notwendig, um die Schadflächen in Nord- und auch in Osttirol wieder zu bewalden und die Schutzfunktion des Waldes mittel- bis langfristig wiederherzustellen. Das ist nicht nur eine finanzielle, sondern vor allem eine organisatorische Herausforderung, für die jetzt die Vorbereitungen getroffen werden. Mit Beginn der Vegetationszeit in den verschiedenen Höhenlagen wird mit dem Ausbringen der Setzlinge begonnen.

Bäume aus Landesforstgärten und Zukauf

Die Aufforstung erfolgt in der Regel mit vier Jahre alten Forstpflanzen. Tirol ist mit den Landesforstgärten gut aufgestellt. In dieser Ausnahmesituation müssen allerdings auch wir Pflanzmaterial von außerhalb zukaufen. Dabei achten wir penibel darauf, dass die Bäume für den jeweiligen Standort und die zukünftigen Herausforderungen geeignet sind“, erklärte Landesforstdirektor Josef Fuchs. Die erforderlichen Mittel für den Zukauf von rund einer Million Forstpflanzen wurden von der Landesregierung bereits freigegeben. Weitere vier bis fünf Millionen Bäume kommen direkt aus den Landesforstgärten. Um die Borkenkäferentwicklung genau im Blick zu behalten, wird zudem auch in Nordtirol ein „Borkenkäfer-Messnetz“ etabliert. Die Borkenkäfergefahr ist nicht gebannt. Laut Landesforstdirektor Josef Fuchs müssen alle Akteure extrem wachsam bleiben.  

Auch technischen Maßnahmen notwendig

Viel Arbeit gibt es auch für die Wildbach- und Lawinenverbauung. Im heurigen Jahr wurden neuralgische Stellen mit technischen Maßnahmen gesichert. Um etwa das Abgleiten von Schnee zu verhindern, wurden Baumstämme wie eine Sperre quer zum Gelände platziert und so Steilbereiche gesichert. Im kommenden Jahr ist eine neuerliche Beurteilung der Schadstellen hinsichtlich der Gefahr von Steinschlag, Schneerutschen, Lawinen und Erosion notwendig. Auch mit der Räumung von Schadholz aus den Wildbächen werden wir noch einiges zu tun haben, gab Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung anlässlich des Waldgipfels einen Ausblick.

Belastete Infrastruktur

Nach der Aufarbeitung des Schadholzes und der Wiederaufforstung steht die nächste Herausforderung an. Insbesondere in den hauptbetroffenen Gebieten werden die Forstwege, Interessentschaftswege und Gemeindestraßen durch das tonnenschwere Gerät und die Holztransporte massiv in Mitleidenschaft gezogen. Instandsetzungsarbeiten werden unumgänglich sein. Alle Akteure sind sich der Bedeutung dieser (Schutz-)Infrastruktur bewusst. 

Artikelquelle: BauernZeitung.at

Veröffentlicht am 14.12.2023