Die Grundlage für eine vorausschauende Planung und das Setzen von Maßnahmen im Schutzwald zur nachhaltigen Sicherung seiner Schutzwirkung sind flächenhafte Geoinformationen. Die Hinweiskarte Schutzwald dient als Serviceinstrument für Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, für Behörden, im Naturgefahrenmanagement und darüber hinaus vor allem zur Kommunikation und Bewusstseinssteigerung für diese wichtige Funktion des Österreichischen Waldes.
Ausgangslage und Hintergrundinformationen
Um die digitalen Informationen zum Thema Schutzwald zu forcieren, wurde von der zuständigen Fachabteilung des ehemaligen Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (neu BML) (Abteilung III/4, Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik), die Erstellung einer bundesweiten, harmonisierten Hinweiskarte beauftragt. Aufgrund von zahlreichen Expertisen, wissenschaftlicher Methodiken, Datengrundlagen aus Vorprojekten (z.B. DAKUMO – Modellierung der Lawinen- und Steinschlagprozesse in Wäldern mit Objektschutzfunktion) und evidenter Schutzwaldfunktionsbewertungen (Waldentwicklungsplan), wurde vom Bundesforschungszentrum für Wald (Institut für Naturgefahren), eine Karte (PROFUNmap) modelliert.
Abschluss der Evaluierungsphase der Hinweiskarte Schutzwald
Nach intensiver Begutachtung und dem Einbringen lokaler Expertise steht die Hinweiskarte Schutzwald nun in evaluierter Form zur Verfügung. Durch die Überarbeitung weist die Kulisse von potentiellen Schutzwaldflächen nun eine deutlich gesteigerte Qualität auf und ist ab sofort online abrufbar.
Kartendienst
Die Hinweiskarte der potentiellen Standort- und Objektschutzwälder in Österreich ist in einer öffentlich zugänglichen Web-GIS-Kartenapplikation abrufbar. Für dieses kostenlose Servicetool ist kein Login erforderlich.
Folgende drei Fachlayer werden kategorisiert und können bundesweit abgerufen werden:
- Wald mit Objektschutzfunktion
- Wald mit Objekt- und/oder Standortschutzfunktion
- Wald ohne vorrangige Schutzfunktion
Als Verwaltungsgrundkarte wird im Hintergrund die Open Source Karte - Basemap - eingeblendet. (Datenquelle)
Datengrundlagen
Die Hinweiskarte Schutzwald basiert auf flächenhaften Geodaten, die Naturgefahrenprozesse wie Steinschlag, Lawinen und oberflächennahe Rutschungen mittels Dispositions- und Reichweitenmodellierungen in einem Geoinformationssystem automatisiert ausweist. Diese Information verschnitten mit dem Wald sowie gefährdeten Objekten, wie Siedlungen, Straßen oder anderen wichtigen Infrastrukturen zeigt potentielle Waldflächen mit einer Objektschutzfunktion. Ergänzend werden in der Kategorie Wald mit Objekt- und/oder Standortschutzfunktion potentielle Waldflächen dargestellt, die gemäß Forstgesetz 1975 die Kriterien zum Standortschutz aufweisen. Diese sind vor allem Wälder, deren Standort vor abtragenden Kräften von Wind, Wasser oder Schwerkraft gefährdet sind. Ebenfalls in dieser Kategorie sind jene Flächen enthalten, die auf Wasserprozesse wie Muren oder geschiebeführende Hochwässer einen deutlich positiven, also abmindernden Effekt, aufweisen. Windschutzanlagen, die beispielsweise landwirtschaftliche Flächen vor Winderosion schützen, sind ebenfalls in dieser Kategorie umfasst.
Durch die eingehende Evaluierung und dem Einbringen lokaler Expertise von den zuständigen Landesforstdiensten, Bezirksforstinspektionen sowie den Dienststellen der Wildbach- und Lawinenverbauung wurde die automatisiert erstellte Kulisse intensiv auf Plausibilität geprüft und gegebenfalls auf aktuelle Bedingungen vor Ort angepasst und adaptiert. Die nun vorliegende Hinweiskarte Schutzwald vereint somit eine klar abgegrenzte wissenschaftliche Methodik mit der Ortskenntnis und den Erfahrungen im Gelände.
Die Kulisse potentieller Schutzfunktionsflächen ist in ständiger Veränderung und muss als dynamisch betrachtet werden. Werden beispielsweise neue Häuser, Straßen oder andere Infrastrukturen gebaut, kann sich dadurch die Kategorie (Wald mit Objektschutzfunktion) ändern. In einem 3-Jahres Intervall wird daher seitens des BML möglicher Änderungsbedarf bei den lokalen und regionalen Forstbehörden abgefragt.
Fakten
Die Hinweiskarte visualisiert explizit die Schutzfunktion (nicht die Wirkung, die abhängig vom aktuellen Waldzustand wäre). In dieser Darstellungsform wird derzeit nicht die Möglichkeit einer Förderung bzw. eine besondere Behandlung abgebildet. Es besteht keine rechtliche Bindung. Hingewiesen wird, dass sogenannte „Feststellungsverfahren bei Schutzwald“ (laut § 23 ForstG 1975) ausschließlich von den zuständigen Behörden (Landesforstdirektionen, Bezirksforstinspektionen) durchgeführt werden.
Als Planungsinstrument dient die Hinweiskarte zur Analyse, ob bei der Waldbewirtschaftung ein besonderes Augenmerk hinsichtlich Erfüllung der Schutzwirkung gelegt werden muss. Liegt eine Schutzfunktion laut Karte vor, so führt der nächste Schritt zur Prüfung der forstgesetzlichen Bestimmungen, ob es sich um Schutzwald gemäß § 21 ForstG 1975 handelt und eine besondere Behandlung vorgesehen ist.
Schutzwaldmanagement
Mit dem im Aktionsprogramm „Wald schützt uns!“ festgelegten Meilenstein „Geoinformationen online“ (Leuchtturm „Schutzwald einfach verwalten und gestalten“) sollen strategische und zukunftsorientierte Aspekte für eine nachhaltige Schutzwaldpolitik initiiert werden. Aus diesem Grund wird mit einer risikobezogenen Bewertung und Klassifizierung der Schutzfunktion eine zukünftige Grundlage für eine Prioritätensetzung für Maßnahmenplanung (Darstellung des Sanierungsbedarfs – Meilenstein 2023), Investitions- und Fördermanagement und Bewirtschaftung im Schutzwald etabliert. Die Planungen werden laufend den natürlichen und gesellschaftlich bedingten Änderungen angepasst und die Maßnahmen darauf abgestimmt. Die Darstellung der Hinweisbereiche potentieller Schutzfunktionsflächen kann in weiterer Folge für die Erstellung der Landesschutzwaldkonzepte herangezogen werden.