Hintergrund
Auf rund 2/3 der Schutzwaldflächen ist laut Österreichischer Waldinventur Verjüngung notwendig, die auf 70-80% dieser Fläche allerdings fehlt. Für einen großen Anteil des Schutzwaldes nimmt mit zunehmender Bestandeshöhe und -alter die Stabilität gegenüber Stürmen und Schneebruch ab, bzw. kommt er an seine standortsspezifischen Grenzen. Zusätzlich muss aufgrund des Klimawandels auch im Schutzwald mit großflächigen Kalamitäten gerechnet werden. Fehlende Vorverjüngung verzögert die Wiederbewaldung und damit die Wiederherstellung der Schutzwirkungen durch die lebende Bestockung, sowohl auf geräumten als auch auf nicht geräumten Kalamitätsflächen. In der Vergangenheit wurde bei Naturverjüngung auf die Ausgangsgenetik der reproduzierenden Bäume und auf die genetische Vielfalt und Baumartenwahl kaum Rücksicht genommen. Bei Aufforstungen wurde unter anderem auch genotypisch nicht geeignetes oder standortsunangepasstes Vermehrungsgut verwendet. Der im Rahmen des Aktionsprogramm Schutzwald - "Wald schützt uns" finalisierte Meilenstein zur Schutzwaldforschung in Österreich (Sachstandbericht: Schutzwald in Österreich - Wissensstand und Forschungsbedarf; 2021) skizziert deutlich, dass im Schutzwald hinsichtlich forstgenetischer Aspekte als auch im Hinblick auf Quantität- und Qualitätsanforderungen von Saat- und Pflanzgut große Defizite für die Praxis, Ausbildung und Forschung existieren. Vor dem Hintergrund der steigenden Risiken im Klimawandel, müssen diese Defizite in mittel- und langfristigen Projekten besser untersucht und an die forstliche Praxis kommuniziert werden.
Ziele des Projektes
Als erster Schritt - zur Aufarbeitung dieser Defizite - sollen mit dem gegenständlichen Projekt der Bedarf und das potentiell verfügbare Angebot an Saat- und Pflanzgut im Schutzwald evaluiert werden. Bisher sind Informationen zur Schutzwaldfläche, dem Schutzwaldzustand einschließlich der Verjüngungssituation und dem notwendigen Aufforstungsbedarf und Aufforstungsmaterial in einer Vielzahl von nicht verknüpften Datensystemen verteilt.
Ziel dieses Projektes ist es, alle unmittelbar verfügbaren Datenquellen (Hinweiskarte Schutzwald in Österreich, Österreichische Waldinventur, etc.) zusammenzubringen und den konkreten Bedarf an Forstsaat- und Pflanzgut für Schutzwälder mit direkter und indirekter Objektschutzfunktion sowie die Möglichkeiten, diesen aus verfügbaren Saatgutquellen abdecken zu können, abzuschätzen.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus - Abteilung III/4, Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik beauftragt. Auftragnehmer ist das Bundesforschungszentrum für Wald, Institut für Waldwachstum, Waldbau und Genetik. Mit Jahresende 2022 sollen profunde Ergebnisse vorliegen. Diese sind eine essentielle Grundlage für zukünftige fachpolitische Entscheidungen, um das Thema "Genetik im Schutzwald" praxisorientiert zu forcieren.