Status Quo zum Aktionsprogramm „Wald schützt uns!“

Im vergangenen Jahr 2022 konnten weitere wesentliche Meilensteine zum Aktionsprogramm Schutzwald - "Wald schützt uns!" umgesetzt und realisiert werden. Zusammenfassend eine Rückschau auf die wichtigsten Aktivitäten im Rahmen der Österreichischen Schutzwaldpolitik sowie ein Blick auf das neue Jahr 2023.

Hinweiskarte Schutzwald und Digitalisierungsinitiative

Der Meilenstein „Flächenhafte Geoinformationen“ konnte mit der Evaluierung der Hinweiskarte Schutzwald abgeschlossen werden. Die Kulisse potentieller Schutzfunktionsflächen liegt nun in einer überarbeiteten Version vor, unter Berücksichtigung lokaler Expertise der Forstabteilungen der Bundesländer sowie den Dienststellen der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV). Um die dynamische Änderung der Funktionsflächen zu berücksichtigen, werden Änderungen im 3-Jahres Rhythmus bei den Landesforstdiensten abgefragt. Jährliche Adaptierungen sind jederzeit möglich. 2022 wurden Revisionen in den Bundesländern Tirol und kleinflächig in Salzburg durchgeführt. Der aktuelle Stand ist unter diesem Kartendienst abrufbar.

Des Weiteren gibt es im Zusammenhang mit der Hinweiskarte mehrere Machbarkeitsstudien. Die „Kampfzone“ des Waldes soll kartographisch ausgewiesen werden, dazu definiert eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesforschungszentrum für Wald die forstgesetzliche Regelung für eine praktische Umsetzbarkeit. Außerdem werden im Rahmen eines Entwicklungsprojektes durch das BFW (Institut für Waldinventur) die Geodatensätze der Windschutzanlagen und Auwälder mit Schutzfunktion aktualisiert. Die Machbarkeitsstudie befindet sich vor Finalisierung.

In enger Zusammenarbeit mit den Landesforstdiensten ist es gelungen, erstmalig bundesweit die Bannwälder gemäß § 27 ForstG 1975 (wo ein aktueller behördlicher Bescheid vorliegt) digital zu erfassen.

Mit den Landesforstdirektionen wurde insbesondere beschlossen, dass die Geodatenthemen Hinweiskarte Schutzwald und Bannwälder in INSPIRE umgesetzt werden. Die aktuellen Geodaten können ab 1. Quartal 2023 (voraussichtlich Ende Jänner 2023) kostenlos unter der INSPIRE Homepage abgerufen (Downloaddienst) werden. 

Entwicklungsprojekt: Priorisierung von Interventionen im Wald mit Objektschutzfunktion 

Das BML hat mit Jahresende 2022 ein Entwicklungsprojekt zur Erstellung einer bundesweiten Karte zur risikobasierten Priorisierung von Maßnahmen im Wald mit direkter Objektschutzfunktion beauftragt. Dabei soll auch der Waldzustand festgestellt werden. Das Projekt hat eine Laufzeit von 4 Jahren und wird vom Bundesforschungszentrum für Wald (Institut für Naturgefahren in enger Kooperation mit dem Institut für Waldinventur) wissenschaftlich durchgeführt. Bereits im Jahr 2024 soll das erste Arbeitspaket abgeschlossen werden. Nach Fertigstellung der ersten Projektphase, wird der Dialog mit den Ländern und Sektionen der Wildbach- und Lawinenverbauung gestartet, um notwendiges Investitionsmanagement im Wald mit Objektschutzfunktion zu forcieren. 

Forstgenetik im Schutzwald

Die Forstbetriebe und Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer in Österreich stehen vor der Herausforderung, dass es in den nächsten 10 Jahren nicht genügend angepasstes Saat- und Pflanzgut für die Schutzwaldbereiche (insbesondere auch in Hochlagen) zu beziehen gibt. Zusätzlich ändern sich die Rahmenbedingungen durch die Auswirkungen des Klimawandels. Im digitalen Herkunftsberater werden derzeit die Schutzwälder nur sekundär behandelt.

Das Bundesforschungszentrum für Wald (Institut für Genetik) erstellt aktuell ein Entwicklungsprojekt zu folgenden Themenstellungen:

    • Evaluierung des Verjüngungszustand im Schutzwald
    • Evaluierung geeigneter Saatgutquellen und Pflanzenproduktion
    • Vergleich von Bedarf und Angebot an Saat- und Pflanzgut für den Schutzwald

Erste Projektergebnisse werden beim kommenden BFW-Praxistag 2023 - Schutzwald im Wandel - präsentiert.

Arbeitsgruppe Investitions- und Förderkriterien in Flächenwirtschaftlichen Projekten der WLV und Länder unter Berücksichtigung wildökologischer Aspekte

Mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Wissenschaft, Interessensvertretungen und Betrieben war das Ziel der Arbeitsgruppe, ein Positionspapier zur Verbesserung der wildökologischen Situation in Flächenwirtschaftlichen Projekten zu erarbeiten.

Als Ergebnis wurden klare Rahmenbedingungen und Definitionen untergliedert nach dem Fortschritt eines Projektes bestimmt. Mit der Schaffung eines flächenwirtschaftlichen Vorprojekts sollen die Rahmenbedingungen geprüft werden.

Die Arbeitsgruppe wurde im Juni 2022 abgeschlossen. Aktuell werden vom BML die Praxisergebnisse der Arbeitsgruppe und fachlichen Rückmeldungen der zuständigen Landesforstdienste und Sektionen der Wildbach- und Lawinenverbauung evaluiert und als nächsten Schritt in die Technische Richtlinie der WLV und Verwaltungsanweisung eingearbeitet.

Entwicklungsprojekt: Regional- und volkswirtschaftliche Bedeutung der österreichischen Schutzwälder

ÖKO-SCHU-WA ist ein Waldfondsprojekt welches am 30. Juni 2024 abgeschlossen wird. Die Ausgangslage ist, dass die Schutzwirkung der Wälder in Österreich im Lauf der letzten Jahrzehnte nicht überall den angestrebten Zielzustand erreicht haben. Die Gründe und Herausforderungen sind bekannt. Das zentrale Ziel des Projektes ist, die wirtschaftliche Bedeutung der Ökosystemleistungen der Schutzwälder in Österreich im Hinblick auf ihre Wirkung zur Schadenabwehr bzw. Minderung zu bewerten und Möglichkeiten auszuloten um diese Wirkungen weiterhin zu erhalten, verbessern und auszuweiten. Das Projekt wird vom BFW in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt und soll den Schutzwald und seine Leistungen als grüne Schutzinfrastruktur in Wert setzen.

Internationale Schutzwaldpolitik

Im Mai 2022 hat in Korea der World Forestry Congress stattgefunden, Österreich war dabei unter der Leitung von Sektionschefin Patek (BML, Sektion III - Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit) vertreten. Im Rahmen der FAO-Working Party on the Management of Mountain Watersheds hat das Schutzwaldzentrum ein Side-Event zum Thema Schutzwirkung des Waldes organisiert.

Im Rahmen der WG Protective Forests in Mountain Watersheds wurde im Oktober 2022 gemeinsam mit Slowenien ein Workshop zum Thema „Protective Forest Management after large-scale disturbances“ mit Exkursionen ins Lesachtal und nach Slowenien in die Region Mojstrana, Belca und Planica organisiert. Partner des Workshops war der Schutzwaldverein unter Leitung von Obmann Michael Mitter. Details zum Workshop.

Schutzwaldzentrum am WALDCAMPUS Österreich

Das Schutzwaldzentrum wurde am 29. April 2022 mit allen Kooperationspartnern feierlich eröffnet.

Die Kooperation und strategische Partnerschaft wurde weiter intensiv forciert, folgende Projekte werden gemeinsam umgesetzt:

  • Modelleinzugsgebiet Rindbach: Das vom Waldfonds geförderte Projekt „Ersterhebung flächiger Standortsdaten im forstlich geprägten Modell-Wildbacheinzugsgebiet Rindbach als Grundlage für ein integrales Einzugsgebietsmanagement“ wurde erfolgreich gestartet; Ersterhebungen im Sommer 2022
  • Exkursionen: Schweizer Bauingenieure, BOKU LV „Role of Forests in Mountain Risk Engineering”, BOKU LV “Mountain Hazard Processes”, Försterschule Pisek (Tschechische Republik), FAST/FFS Traunkrichen
  • Öffentlichkeitsarbeit: Laufende Informationen auf www.schutzwald.at; Beiträge in Forstzeitung, Schutzwald-Tag mit Volksschule Unterach; ASDR-Naturgefahrentagung Zell am See, Vorbereitung Schutzwald-Lehrpfad Weißenbach am Attersee
  • Zusammenarbeit mit der Forstfachschule 2023: Ausbildungsschwerpunkt Naturgefahren und Schutzwald inkl. Exkursion in Planung

Der neue Flyer zum Schutzwaldzentrum ist hier abrufbar.

Öffentlichkeitsarbeit

Im 4. Quartal 2022 (und teilweise im 1. Quartal 2023) findet eine weitere Social Media Kampagne (unter dem Facebook-Kanal des BML) zum Schutzwald statt.

Im Rahmen des Staatspreises für besondere Waldbewirtschaftung wurde am 3. Oktober 2022 erstmals der Österreichische Schutzwaldpreis verliehen.

Erlebnis-Schautafeln zum Thema Schutzwald in Hallstatt

Fachliche Zeitungsartikel und Newsartikel aus dem Jahr 2022 können unter dem Service abgerufen werden.

Vorschau auf das Jahr 2023

Im Jahr 2023 wird das Aktionsprogramm „Wald schützt uns!“ weiter forciert und mit der Fortführung bereits gestarteter sowie dem Beginn neuer Meilensteine versucht, die Schutzwaldsituation in Österreich nachhaltig zu verbessern.

  • Schutzwaldzentrum (SWZ): Strategische Positionierung und Involvierung in die tägliche Praxis; Forcierung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen (Krainerwandbau für WLV und Bundesheer, etc.). Weiterentwicklung des Modelleinzugsgebietes Rindbach.
  • Veranstaltungen 2023 im Rahmen des SWZ (Öffentlichkeitsarbeit):
    • 26.01.2023: BFW Praxistag mit Schwerpunkt "Schutzwald im Wandel"
    • 10.03.2023: Praxistag „Der winterliche Schutzwald“ im Rahmen einer Skitour im Raum Salzkammergut
  • Erstmalig findet im Jahr 2023 die "Woche des Schutzwaldes" statt. Im Zeitraum 8.-12. Mai 2023 werden Österreich-weit zahlreiche Aktionen mit medialer Wirkung durchgeführt, um die Bedeutung des Schutzwaldes öffentlich darzustellen. Auf verschiedenen Standorten werden Aktivitäten (Waldchampion Salzburg, Landesmedientermin Tirol zum Thema Schutzwald und Naturgefahren, etc.) gesetzt. Unter anderem findet als Leuchtturmveranstaltung am 11./12. Mai 2023 - bereits zum sechsten Mal - die Bundesschutzwaldplattform am WALDCAMPUS Österreich in Traunkirchen statt. In diesem Jahr steht das Thema "Spannungsfeld Schutzwald: Zwischen globalen Interessen und lokaler Nachhaltigkeit" im Zentrum der Expertengespräche.
  • Forstgenetik und Saat- und Pflanzenverfügbarkeit zum Thema Schutzwald (Evaluierung des Bedarfs und möglichen Angebots an Saat- und Pflanzgut). Kamingespräch zur Einbindung von Expertinnen und Experten und Forcierung der forstlichen Praxis.
  • Weiterentwicklung der Digitalisierungsinitiative im Schutzwald.
  • Neuer Kartendienst (Geodatenplattform Wald) unter der Schutzwald-Homepage (2. Quartal 2023).
  • Klimawandelanpassungsmaßnahmen im Rahmen der WLV Strategie 2025.
  • Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung des Bewusstseins für die Schutzwirkung des Waldes
    • 3. Medienkampagne (Social Media), Forstzeitung (Ausgabe Juli 2023 – Schwerpunktthema Schutzwald).
    • Flyer: Informationen zum Thema „Schutzwald in Österreich“.
    • Schutzwald-Schautafeln in der Gemeinde Weißenbach am Attersee.
  • Pilotprojekt Aufforstungserfolge im Schutzwald - „regionale Schutzwaldmaßnahmen“ (Evaluierung von internen kollaudierten Flächenwirtschaftlichen Projekten der WLV).
  • Maßnahmenpläne für das Programm „Ländliche Entwicklung“ (LE 2021-27).
  • Einrichtung eines überregionalen SW-Dialogforum zur Herstellung von Nutzungs- und Lenkungsmaßnahmen.
  • Schutzwald als Thema in der Raumplanung im Rahmen der ÖREK verankern.
  • Forst- & Jagd-Weiterbildungsprogramm in Regionen mit Schutzwaldschwerpunkt etablieren.
  • Abstimmungsgespräche mit den Kooperationspartnern des Schutzwaldzentrums, Landesforstdiensten zum Schwerpunktthema Schutzwald und Datenmanagement.
Veröffentlicht am 02.01.2023