Wie entstehen Waldbrände?
85 % aller Waldbrände in Österreich werden direkt oder indirekt durch den Menschen ausgelöst. Weggeworfene Zigaretten, heiße Asche und Feuer, die außer Kontrolle geraten, sind die Hauptursachen. Den Faktor „Erholungsnutzung“ hat sich jetzt das Projektteam von „Austria Fire Futures“ näher angeschaut, in dem das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA), die Universität für Bodenkultur (BOKU) und das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) an Maßnahmen zur Verhinderung von Waldbränden arbeiten.
2024
Im Jahr 2024 gab es wie bereits 2023 weniger Waldbrände als im Durchschnitt: So wurden 2024 bislang erst 109 Waldbrände dokumentiert, der langjährige Durchschnitt liegt bei 200. „Gleichzeitig gab es 2024 jedoch zwei Extrembrände“, sagt BOKU-Waldbrandexperte Harald Vacik und weiter: „Anfang April gerieten durch eine gerissene Stromleitung Bergwälder in Wildalpen (Steiermark) in Brand, hier waren 90 Hektar betroffen. Anfang September wurde bei Mäharbeiten in Gänserndorf (Niederösterreich) ein Flurbrand ausgelöst, der sich auf über 30 ha Wald ausbreitete und eine Evakuierung von rund 20 Gebäuden erforderte.“
Besucher:innen der Rax-Schneeberg-Region befragt
Um den Faktor „Mensch“ besser verstehen zu können, wurden im Jahr 2023 rund 900 Erholungssuchende in der Rax-Schneeberg-Region befragt. Viele Interviewte fühlen sich nicht ausreichend über Waldbrände informiert und nur sehr wenige kennen die Waldbrandverordnungen der Bezirkshauptmannschaften. Die meisten sind sich bewusst, dass die Häufigkeit von Waldbränden aufgrund des Klimawandels zugenommen hat und weiter ansteigen wird. Sie wissen auch, dass Waldbrände durch Erholungssuchende ausgelöst werden können. Das Wegwerfen glimmender Zigaretten, Lagerfeuer und Grillen in der Natur werden als Hauptursachen genannt. Die Erholungssuchenden befürworten Maßnahmen, die über die aktuelle Waldbrandgefahr und das richtige Verhalten informieren. Die Sperre von Wanderwegen oder Campingplätzen wird eher abgelehnt.
„Zwei Drittel der Befragten, die in ihrem Leben bereits Waldbrandflächen gesehen hatten, würden Gebiete mit vielen Waldbrandflächen seltener besuchen“, erklärt Studienautor Arne Arnberger von der BOKU. Ein Viertel der Befragten befürchtet sogar negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit beim Durchwandern von Waldbrandflächen und empfindet Traurigkeit beim Anblick dieser Flächen. So können sich die Folgen von Waldbränden auch noch Jahre nach dem Brand auf den lokalen Tourismus und die Bevölkerung auswirken.
Karten von Brand-Hotspots in Ausarbeitung
An der BOKU Wien wird eine Online-Plattform entwickelt, die alle Waldbrände in Österreich kartiert und wissenschaftlich aufarbeitet. „Expertinnen und Experten der Einsatzkräfte und Behörden können unter www.waldbrand.at die tagesaktuelle Waldbrandgefahr abrufen und Informationen für die Erstellung von Waldbrandverordnungen gezielt aufbereiten“ beschreibt Harald Vacik.
Am IIASA werden die gesammelten Daten zur Abschätzung der Waldbrandgefahr und des Waldbrandrisikos in ein Waldbrand-Klimafolgen- und Anpassungsmodell (FLAM) importiert, wobei Faktoren wie der menschliche Einfluss, die Topografie, das Wetter und die Vegetation berücksichtigt werden. „Das Modell wird mit historischen Daten validiert, um zukünftige Waldbrandrisikogebiete unter verschiedenen Klimawandelszenarien konkreter ausweisen zu können“, erklärt Projektleiter Florian Kraxner von IIASA.
Im Rahmen des AFF-Projekts entstehen hochauflösende Karten zur Abschätzung der Entstehungs- und Ausbreitungsgefahr und zur Charakterisierung von Brand-Hotspots. „Das BFW liefert mit den Waldinventur-Daten sowie den Baum- und Vegetationskarten die Grundlagen für die Modellierung und die Analysen“, sagt BFW-Leiter Peter Mayer. Österreich als Alpenland muss zusätzliche Variablen der Topographie berücksichtigen. Derzeit werden etwa Hangneigung und Exposition nur selten bei gängigen Ausbreitungsmodellen berücksichtigt.
Zentren der Waldbrandforschung
Im Projekt „Austria Fire Futures“ kooperieren IIASA, BOKU und BFW, finanziert wird es vom Energie- und Klimafonds (ACRP). Diese drei Institutionen bilden das Zentrum der Waldbrandforschung in Österreich, aufbauend auf langjähriger Erfahrung und Expertise in den Bereichen Brandforschung, Wald- und Feuermodellierung, Klimamodellierung, Tourismus und Stakeholder-Beteiligung sowie der Informationsgewinnung durch die Durchführung der nationalen Waldinventur.
Weitere Informationen zum Waldbrand-Klimafolgen- und Anpassungsmodell: www.iiasa.ac.at/flam
Rückfragen
Florian Kraxner, IIASA, kraxner@iiasa.ac.at
Christian Lackner, BFW, christian.lackner@bfw.gv.at, 0664 8412702
Artikelquelle: Österreichischer Forstverein